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Editorial Warum "Vogel"-spinne?

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Einleitung


Vogelspinnen? - Sind die giftig? Die Frage, die mir am häufigsten gestellt wird. Dazu kann ich nur sagen, dass Vogelspinnen nicht nur wie fast alle Spinnen giftig, sondern absolut tödlich sind - für ihre Opfer (Insekten, Kleinsäuger...). Aber mit dieser Frage ist dann wohl meistens gemeint, ob sie für den Menschen gefährlich sind. Nicht ohne Grund, gibt es doch leider genug Beispiele für diese menschenmordenden Monster, meistens aus Hollywood. Die Realität sieht etwas anders aus: Spinnen, deren Biss für den Menschen wirklich gefährlich sein kann, gibt es nur sehr wenige, wie zum Beispiel Latrodectus mactans (13 K), besser bekannt als "Schwarze Witwe", die australische Atrax robustus (43 K) (Foto von der Seite "Australian Spider and Insect Bites") oder die in Südamerika vorkommende Phoneutria fera (das Foto wurde mir von Johannes Fülöp zur Verfügung gestellt, vielen Dank). Bei Vogelspinnen sind es im Fall eines Bisses bei den meisten Arten vor allem die mächtigen Beißwerkzeuge, die Chelizeren, die sicher sehr schmerzhaft sind. Ich hatte in den sieben Jahren, die ich diese faszinierenden Tiere nun schon halte, allerdings noch nicht das "Vergnügen", mir davon ein genaueres Bild machen zu können.

"Du spinnst wohl" sagte mein Bruder, als ich ihm von meinem Vorhaben erzählte, mir eine Vogelspinne zu kaufen. Die anfängliche Ablehnung wurde jedoch sehr schnell durch Interesse abgelöst. Auf einer Spinnenbörse hatte er seine erste Vogelspinne mindestens zehn Minuten bevor ich eine hatte, inzwischen sind es bei ihm ein paar mehr, als bei mir. Ein Beispiel für die Begeisterung, die diese Tierchen auslösen können. Das andere Extrem kann bei krankhafter Angst vor Spinnen, der Arachnophobie, beobachtet werden: schon ein Spinnenfoto kann eine panikartige Fluchtreaktion auslösen. Zwischen diesen beiden Extremen gibt es mindestens noch die Ansichten, Spinnen sollten, wie anderes "Ungeziefer" auch, bei jeder sich bietenden Gelegenheit vernichtet werden und die vielleicht vernünftigste: Spinnen sind für uns Menschen äußerst nützlich, und vor allem wesentlich wirkungsvoller als ersatzweise eingesetzte Insektenvernichtungsmittel.

Über Vogelspinnen kursieren viele Gerüchte mit größtenteils wenig Wahrheitsgehalt, die diese Spinnenfamilie nur mystifizieren, meist verbunden mit negativen Vorurteilen. Auch ich hatte nur das Bild einer großen haarigen schwarzen Spinne im Kopf. Wenig bekannt ist indes, dass es zur Zeit knapp 1000 beschriebene Arten gibt, mit einer Körperlänge zwischen weniger als einem Zentimeter und zwölf Zentimetern, mit zum Teil wunderschöner Färbung und dass sie bis zu 30 Jahre alt werden können. Je nach Art sind sie zwar mehr oder weniger wehrhaft, greifen aber niemals in agressiver Absicht an, außer um Beute zu machen. Dazu zählen Menschen jedoch meines Wissens nicht.

Bei der Haltung im Terrarium ist ihr ruhiges Wesen bezüglich der nötigen Terrariengröße von großem Vorteil. Und weil Vogelspinnen nicht gerade zu den lebhaftesten Terrarienbewohnern zählen, sitze ich oft einfach nur davor, um die langsamen, bedächtigen und sehr harmonisch wirkenden Bewegungen meiner achtbeinigen Mitbewohner zu beobachten. Die Beobachtung ist, mal von Zucht und wissenschaftlichem Interesse abgesehen, so ziemlich der einzige Grund Vogelspinnen zu halten. Zwar können viele Arten bedenkenlos auf die Hand genommen werden, wer sich aber aus diesem Grund eine Vogelspinne zulegen will, womöglich nur, um damit Bekannten zu imponieren, den möchte ich bitten, davon abzusehen. Außerdem: wer würde schon auf die Idee kommen einen Fisch von Zeit zu Zeit aus dem Aquarium zu nehmen, weil er sich dort ja langweilen könnte? Trotzdem lohnt es sich, sich näher mit ihnen zu beschäftigen; ich betrachte auch andere Spinnen seitdem mit anderen Augen. Sie sind für mich ein Beispiel für die Faszination, die bei jedem Lebewesen empfunden werden kann, wenn man sich nur erst näher damit beschäftigt.

Stuttgart, Mai ´97


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